Eine Zeitreise durch musikalische Gartenkulissen

Feierlichkeiten im Schlossgarten Versailles im Jahr 1664
Bildquelle: «Troisiesme Journée, G.17183» by Silvestre, Israël (Nancy, 03–08–1621 – Paris, 11–10–1691)
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Macht, Pracht & Lully

Stellen Sie sich einen Garten vor, der über einen Zeitraum von 40 Jahren gestaltet und geschaffen wurde. Ein aufwendiges Design, symmetrischen Layouts, kunstvolle Wasserspiele, geometrischen Formen… Dieses faszinierende Gartenwunder findet man in Frankreich, beim Schloss von Versailles. Seit der Herrschaft von Louis XIV gilt der Garten von Versailles in ganz Frankreich und auch Europa als herausragendes Beispiel für Gartenkunst.

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Die Musik in Versailles stand stellvertretend für Macht, Pracht und kulturelle Raffinesse und erklang zum Beispiel bei den Festlichkeiten im Schlossgarten. Es wurden sowohl instrumentale Stücke als auch Vokalmusik aufgeführt, wobei die Oper, Ballettmusik und die Suite zu den beliebten Genres zählten. Die Musik war oft Teil eines größeren Gesamtkunstwerks, welches auch Tanz, Theater und visuelle Effekte, wie zum Beispiel Feuerwerke, beinhaltete.

Bekannte französische Komponisten, welche Musik für das Schloss Versailles komponierten, waren beispielsweise Jean-Baptiste Lully, François Couperin und Marc-Antoine Charpentier. Lully, der auch Leiter der königlichen Kapelle war, hatte wohl am meisten Einfluss auf die musikalische Entwicklung am Hofe von Versailles: Er schuf zahlreiche Opern, Ballettmusik und Instrumentalstücke. Eines seiner bekanntesten Werke, welches im Freien aufgeführt wurde, ist die Oper «Les Plaisirs de l’Île enchantée» (Die Freuden der verzauberten Insel), die bei Feierlichkeiten im Schlossgarten im Jahr 1664 aufgeführt wurde.

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Schlichte Schönheit & Mozart

Der Stil des Klassizistischen Gartens des 18. Jahrhunderts hingegen wurde natürlicher, einfacher und orientierte sich an der Schönheit der Natur. Ein Beispiel für diese schlichte Schönheit ist der Englische Garten in München: Er wurde im 18. Jahrhundert angelegt, ist natürlich gestaltet, mit sanften Hügeln, malerischen Seen und verschlungenen Wegen.

Der Englische Garten in München wurde im 18. Jahrhundert angelegt, ist natürlich gestaltet, mit sanften Hügeln, malerischen Seen und verschlungenen Wegen.
Bildquelle: München, englischer Garten, Der Monopteros im letzten Licht der Mittsommernacht
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Zurück zur Musik: Eine neue Leichtigkeit und Ausdruckskraft brachten in der Klassik Komponisten wie Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven hervor. Die Musik wurde emotionaler, individueller und nahm die Empfindungen des Menschen in den Mittelpunkt.

Von der Romantik und der tiefen Verbindung zur Natur

Im 19. Jahrhundert erlebte dann die Romantik ihren Höhepunkt. Die Liebe zur Natur und das Streben nach einer intensiven persönlichen Erfahrung spiegelten sich sowohl in den romantischen Gärten als auch in der Musik wider. Komponisten wie Frédéric Chopin schufen nun noch gefühlvollere und lyrische Klänge, die die Sehnsucht nach einer tieferen Verbindung mit der Natur und dem Inneren des Menschen widerspiegelten.

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Industrialisierung & Cages 4’33“

Im 20. Jahrhundert kam eine radikale Veränderung sowohl in der Gartenkunst als auch in der klassischen Musik: Der Einfluss der Industrialisierung, der Weltkriege und des technologischen Fortschritts prägte die Kunstwelt und führte zu neuen Ausdrucksformen. Igor Strawinsky (Sacre du Printemps), Arnold Schönberg (Zwölftontechnik) und John Cage (4’33’’) wagten es, neue Klänge und Konzepte zu erforschen, brachen mit traditionellen Strukturen und erkundeten neue Ausdrucksformen. Der „Duisburger Landschaftspark“ beispielsweise wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerks errichtet. Er kombiniert Industrieruinen, Maschinen und Überreste der Stahlproduktion mit Landschaftsgestaltung und Freizeiteinrichtungen. Der Park zeigt die Transformation einer industriellen Landschaft in einen öffentlichen Raum und stellt eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart her.

Gehen Sie hinaus in die Gärten, und lassen Sie sich von der Pracht und Vielseitigkeit berauschen.
Lauschen Sie dabei den Klängen des Trio „Notturno“ von Schubert im Wind, hören Sie sich Lully’s Oper „Les Plaisirs de l’Île enchantée“ im Sonnenschein an, oder schwelgen Sie zu Dobrinka Tabakovas „Frozen River Flows“ und richten Sie ihren Blick zum Himmel. Sie werden die Zeitlosigkeit der beiden Kunstformen erleben, und feststellen, dass sie uns eine tiefe Verbindung zu unserer Umwelt und unserer kulturellen Geschichte ermöglichen.

Audio-Tipp

Frédéric Chopin, Nocturnes | Dobrinka Tabakova, Frozen River Flows | Wolfgang Amadeus Mozart, Eine kleine Nachtmusik | Ludvig Van Beethoven: Symphonie Nr. 6, Pastorale | John Cage 4’33“

Quellen (9.7.23):
https://histoire-image.org/etudes/plaisirs-isle-enchantee
https://www.versailles-palace-tickets.com/de/versailles-gardens/
https://www.planet-wissen.de/geschichte/neuzeit/barock/pwwb-barock-gartenarchitektur-100.html